HERBSTSTÜCK89
von Florian HeinWUK Theater Quartier, Halle (Saale), 2019
Chor des Ostens
Das einzige was man lernen muß:
Das es eben anderes gibt als das,
was man selber ist, und das
man anders denken kann als man selber denkt und dass
man auch eine andere Auffassung haben kann von allem, was passiert,
als die, die man selber hat.
Zugegeben, das ist sehr schwer zu lernen.
Aber es ist möglich.
Es ist möglich jeden Tag etwas zu tun,
von dem man denkt man könne es nicht tun,
man wolle es nicht tun,
es wäre gefährlich für einen selbst.
Was meinst du denn damit konkret?
Ich denke da beispielsweise an
Kleinigkeiten.
Ja was denn für Kleinigkeiten.
Jetzt werd doch bitte mal konkret!
Was sind denn das für Kleinigkeiten
Pragmatisches Verhalten.
Dass man zum Beispiel nur noch ganz ganz selten sagt;
Da ist etwas kaputt.
Ich kann mich jetzt entscheiden, es so zu nutzen wie es ist,
es zu reparieren oder ich werf es einfach weg
und ich ersetze es durch etwas Neues.
Ich habe eine Kaffeemühle, so mit Strom,
besser wäre sicher zum drehen, wegen der Energieverschwendung, aber
immerhin. Dann wollte Ich meinen Kindern auch so eine besorgen,
und hab es auch gemacht.
Aber nach genau zwei Jahren: kaputt.
Die sollbruchstelle. Ich frage mich:
wie kommen diees Leute damit klar, dass sie die scheiße produzieren?
Die Angestellten in den Fabriken.
Die müssten doch den Anspruch haben, das beste zu produzieren?
Wie geht denn dass, das man da jeden Tag aufs neue sitzt und Dinge produziert,
von denen klar ist, dass sie möglichst bald
zugrunde gehen sollen.
Was ist dass denn für ein
Verständnis von Welt!
Mit Amy Benkenstein, Christina Berger, Conny Wolter und dem CHOR DES OSTENS Nicole Tröger, Ada Biljan, Christoph Minkenberg, Lena Mühl, Benjamin Müller
Konzept und Regie: Florian Hein
Bühne und Kostüme: Bunny Vellocet
Fotos: Nikita August