IM PRINZIP
TILL EULENSPIEGEL

von Maximilian Riethmüller und Florian Hein

Theater Bielefeld, 2021

Herr Spiegel war nicht arm. Und wenn seine Frau nicht gewesen wäre, er wäre wohl nie auf die Idee gekommen, ein Kind haben zu wollen.
Ein Kind - so sagte man - könne das eigene Ableben im hohen Maße beschleunigen.
Es war einer der Grundsätze Herrn Spiegels: Kinder sind lustig anzusehen, sind es aber nicht.
Frau Wiebke, die dieses nun hin und wieder bedauerte, wünschte sich indes nichts sehnlicher als ein Kind. Und wenn es auch vom Herrn Spiegel wäre.

(…)

Ihre Geburt war von einer anderen Welt. Auch Herr Spiegel bemerkte das. „Ganz falsch! Es kommt ganz falsch! Das reinste Kindspech! Über und über!“
Frau Wiebke schäumte vor Wut. Ihre riesigen Ohren wedelten einen Sturm herbei und schließlich spuckte sie Herrn Spiegel mit ihrem Rüssel ins Gesicht.
„Da! Du Nichtsnutz! Räudige Glatze! Um Himmels Willen, jetzt kommt es! Mir kommt das Kind aus dem Arsch! Aus dem Arsch! Du armseliger sämiger Bauch!“
Und Eulenspiegel kam aus dem Arsch und die Mutter starb daran.
Und noch etwas: Die Mutter hatte natürlich recht gehabt, als sie meinte, das Kind wäre zu früh dran gewesen. Eulenspiegel war ein Satz Mensch, der für die Welt noch nicht fertig war.*

*Textabschnitt von: Maximilian Riethmüller.

Mit Alexander Stürmer, Janis Kuhnt und Carmen Witt.

Bühne: Florian Hein
Bühnenmitarbeit: Sandra Maria Paluch
Bühnenrealisation: Tim Kuhnt
Kostüme: Sandra Maria Paluch
Dramaturgię: Elisa Hempel und Irene Wildengruber
Regie: Florian Hein

Open-Air Theater 2021 im Bielefelder Oetkerpark. Theater Bielefeld.


Fotos: Florian Hein