LEHRSTÜCK CHOR DES OSTENS


Chorgründung am WUK Theater Quartier Halle (Saale), 2019

Chor des Ostens ist der Name eines Sprechchores.
Ein Sprechchor ist die Versammlung von vielen Stimmen und Körpern auf der Suche nach dem einen, gemeinsamen Ton. Man konstituiert „das Eine“ und wird zugleich mehr als „Eins“ sein. Die angestrebte Einigkeit ist brüchig. Es entsteht menschliche Landschaft.

Der Chor der Antike ist noch immer die Grundlage europäischen Theaters. Während der
Sprechchor heute zunehmend als gleichgeschaltete Stimme der Vielen verstanden wird, lebte der
Chor der Antike von seiner Musikalität und körperlichen Bewegung. Aus der Gruppe der
gemeinsam sprechenden und tanzenden Menschen traten nach und nach Einzelfiguren hervor.
Haltungen und Ziele von Einzelnen oder Minderheiten kollidierten mit Mehrheiten.
Machtpositionen und soziale Stellung verschärfen diese Konflikte.

Eine chorische Gruppe steht exemplarisch für die Gleichzeitigkeit von unterschiedlichen Standpunkten. Sie repräsentiert permanent die Wechselwirkungen die innerhalb einer Gesellschaft der Vielen besteht. Selbst wenn sie gemeinsam sprechen, können ihre Motivationen und Haltungen different sein. Die Vielstimmigkeit des Chores kann so zu einer Übersetzung für eine vielschichtige Gesellschaft werden. Dieses Bewusstsein ist das Fundament der theatralen Arbeit des Chores des Ostens.

Mit Ada Biljan, Maximilian Riethmüller, Iris Dankemeyer, Henriette Kupke, Elsa Weise, Raquel Rodriguez, Nicole Tröger, Christoph Minkenberg, Lena Mühl, Benjamin Müller und weiteren

Leitung und Raum: Florian Hein


Fotos: Hendrik Hartrodt