NICHTS TUN

Florian Hein - es geht nur um mich.
bat-Studiotheater, Berlin 2016.

Im Himmel aber wohnt Gott und auf der anderen Seite des Gewölbes wohnen all die Wesen Pflanzen, Pilze, Tiere und auch der Mensch
die Gott an den folgenden Tagen schuf.
Er schuf den Menschen, zuerst den Mann und dann die Frau
und sie beide, aber den Mann vor allem, machte er zu den Herrschenden über all die Wesen auf der Erde, Und wenn du stirbst, gehst du in die Himmel ein zu der Zeit, zur Ruhe, zum Licht; zu den Engeln.
Dorthin wo Gott wohnt, seit er sich am 7. Tag von seinem Werk,
dass er geschaffen, von dem er entschieden hat, was in ihm wohnet,
zurückgezogen hat.

Die Erde, das ist der Ort der Arbeit für den Menschen an sechs Tagen,
denn er muss stets für Gott sein Werk erneuern,
und nur am 7. Tag, dem gesegneten Tag,
darf der Mensch vom HImmel träumen,
der ewigen Ruhe und Stille des stumm gewordenen Gottes.

Mit Amy Benkenstein, Olga Hohmann, Olivia Lina Gasche, Claus Lozeck, Paul Jagnytsch, Rasmus Perl, Jun-Bom Kim, Vincent Sauer, Max Martens, Athanassios Triantafylou, Henriette Kupke, Josefine Witt, Anastasia Ioannidis, Anna-Maria Olizeg, Olivia Hahn, Dennis Metaxas, Lisann Behm, Jacob Boeno

Regie und Chorleitung: Florian Hein
Bühne: Anna Bergemann/ Florian Hein
Kostüme: Beate Hennersdorf
Dramaturgie: Jan Dreier

Fotos: Anna Bergemann und Jan Dreier





Betontiere

Ein langgezogenes Tal, an den Seiten Bergkämme,
nicht hoch aber aus Schiefer und Erz,
breit und kontinuierlich,
die goldene Aue.
Im Sommer rangt Raps vom Wind getrieben auf 80% der Felder,
strahlend gelb bis an die Wipfel, die begrünten Höhen,
blau liegt die Talsperre ganz in der Mitte, wie ein Loch,
umgeben von den Lippen der Erde, den Bergen,
als Spiegel des Himmels im Zentrum des Tales,
hier ist die Heimat und Herstellungsort von
Pfeffi,  Korn und Eierlikör und wohl auch andern Getränken.
Das letzte Unternehmen, das sich gehalten hat.
Der Südharz ist Kreisheimat der Goldenen Aue,
sie schließt mit Nordhausen im Westen und Sangerhausen im Osten ab,
während sie im Norden und Süden von den Hügeln umgeben ist.
Es gibt eine Höhle im Berg auf der linken, der Nordseite 
und einen festgeklemmten König auf der rechten Südseite der Bergkette,
Stalagmiten und Stalagtiten aus Salz und anderen Mineralien 
wachsen sich in der feuch-dunklen Heimkehle entgegen,
in der Ritze des Tisches verzwirbelt sich der Bart des auf den Erlöser wartenden Königs
Barbarossa, ein Rotbart, sitzt unter der Erde,
Man fährt in die Aue ein und sieht den Turm,
den Kyffhäuser, auf dem Rücken thronen.
Mit der Eisenbahn, die Nordhausen mit Halle verbindet,
fährt man von der Aumühle über
Berge / Kelbra, Sangerhausen, Eisleben, Röblingen am See, Zscherben
nach Halle.
Das Tor zur Stadt ist HaNeu,
die erste und größte visionäre Arbeiterstadt der DDR,
moderner als Eisenhüttenstadt und Schwedt,
Wohneinheiten die 90000 Menschen und mehr Platz geboten haben,
bis vor drei Jahren der Rückbau begonnen hat.
Früher haben 70 000 Arbeiter und Arbeiterinnen im VEB Leuna gearbeitet,
es wurden extra Gleise verlegt, die Halle Neustadt von Westen
mit dem Werk 15km südlich der Stadt, von Besen und Ammendorf aus gesehen,
verbunden haben.
Auf der Strecke liegt vorher noch Buna, auch Chemiewerk,
mit zwei großen Runden Schornsteinen, die an AKWs erinnern,
aus denen unablässig dicke Rauchwolken aufsteigen,
Kinder denken, da werden sie gemacht,
die Wolken. Heute ist DOW Chemical der Konzern
der von 70 000 noch 4500 Beschäftigte hat,
die Schrumpfung nach der Wende war 300000
auf 200000 Einwohner, langsam steigt es wieder,
jedes Jahr ein paar mehr Geburten, aufeinmal gibt es nicht nur Rentner,
sondern auch wieder Kinder! So wie der Fluss sauber geworden ist,
es war immer grau in Halle, in der DDR, die graue Diva,
wegen des Chemiedreiecks Bitterfeld/Wolfen /Leuna und Buna,
die Luft war grau, schmutzig, eine Arbeiterstadt.
Die Saale kommt von Bayern, aus Hof,
in sie fließt die Unstrut ein, genau dort
wo die Weinhänge und Hügel mit Kirsch-, Apfel- und Birnenbäumen,
knorrigen alten, starken Bäumen, Pflanzen und Hecken,
den Blütengrund bilden.
Aus Leipzig kommt die Elster, an ihrem Treffpunkt,
kurz vorher gibt es die Elsteraue, sie liegt da wie ein Moor,
zwischen der Stadt und dem Wolkenwerk Buna.
Von Buna kann man über Leuna nach Bad Dürrenberg fahren,
mit der Straßenbahn, und in die andere Richtung zur Frohen Zukunft,
in der Stadt. 54 Stationen hat die Strecke, dauert über 90 min
und ist damit die längste Straßenbahn Linie Europas.
Über den Fluss, zwischen Giebichenstein und Kröllwitz,
wachen die Kuh und das Pferd
riesige Körper aus Stein
Betontiere.