ZUM GIPFEL, ZUM GIPFEL!
von Florian HeinAm Mecklenburgischen Staatstheater, 2018.
Es ist ein Mythos, dass die Natur vom Menschen bezwungen werden muss, damit der Mensch zu sich selber findet.
(Ein kleines Stück vom Kampf gegen die Natur)
Ich bin auf die Welt gekommen mit Höhenangst. Ich kann auch mit Bergen also sehr wenig
anfangen. Ich finde Bergsteigerfilme langweilig, weiß gar nicht warum ich dass hier mache. Ich
hatte früher so krasse Höhenangst, dass ich nicht mal Treppensteigen konnte. Am schlimmsten
Durchsichtige Treppen, Wendeltreppe, Treppen mit Lücken zwischen den Stufen. Ich hab davon geträumt, immer wieder, Jahre lang.
Ich stehe am Fuß einer Treppe, hinter mir ist nur Abgrund. Die Stufen führen nicht ans Ziel, sie
führen nur weg vom Abgrund. Eine Wendeltreppe in den Himmel. Ich bin gefangen und zwischen jeder Stufe ist das Nichts. Ich bin das Reh auf der Mitte der Fahrbahn, im Kegel des Lichts. Mein Körper setzt aus, ich kann weder vor noch zurück. Das Zittern beginnt. Wenn ich hier bleibe werde ich zwischen den Stufen der Treppe verschwinden, verschluckt von der Lücke dazwischen. Ich beginne zu zittern. Und sehe die Flammen vor mir.
Eine Stückentwicklung von Florian Hein
mit Robert Höller und Janis Kuhnt
Fotos: Florian Hein